Kleinere Reparaturen sollten aus eigenen Mitteln gezahlt werden. Sobald es teurer wird, nehmen die meisten Hauseigentümer
den Kredit einer Bank in Anspruch. So braucht jeder grössere Umbau ein
solides Budget und eine gute Finanzierungsstrategie.
Der Stellenwert der privaten Wohnung respektive des Eigenheims war schon
lange nicht mehr so hoch wie heute. Schön wohnen heisst aber auch:
Viele Eigentümer wünschen sich neue Boden- und Wandbeläge, oder sie
träumen von einer nigelnagelneuen Küche und einem neuen Bad. Oft kommt
es vor, dass die Raumaufteilung geändert werden soll oder mehr Wohnraum
benötigt wird – Stichwort Home Office oder Kinder, die grösser werden.
Finanzierungskonzept
festlegen
Wer schon vor dem inneren Auge den fixfertigen Umbau sieht,
sollte das Vorhaben aber zunächst gut planen und vorbereiten. Dazu
gehört ein Finanzierungskonzept: Der Eigentümer einer Immobilie sollte
wissen, was der Umbau ungefähr kosten wird. Weiter ist zu klären, wie
viel eigenes Geld investiert werden kann oder muss. In welchem Umfang
eine Bank eine Hypothek oder Baufinanzierung gewährt, hängt immer von
den konkreten Umständen ab. Ist das Haus schon fast bis unters Dach
verschuldet, wird es natürlich eng mit Bankkrediten. Das wird aber
selten der Fall sein, da sich ja die Verkehrswerte von Liegenschaften in
den letzten Jahren positiv entwickelt haben. Der Anteil der Hypothek
dürfte eher gesunken sein. Kommt dazu, dass die Banken auch laufend
Amortisationen, also regelmässige Rückzahlungen, verlangen.
Die
Hypothekarzinsen sind in den letzten Monaten zwar gestiegen.
Grundsätzlich sind aber Hauseigentümer bei vielen Banken, Versicherungen
und auch anderen Darlehensgebern wie Pensionskassen gerne gesehene
Kunden. Es gibt keine ganz scharf definierte Untergrenze, ab welchem
Betrag sich ein Kreditgesuch bei einer Bank lohnt. Als Faustregel sagen
die Bankfachleute, dass der laufende Unterhalt natürlich übers private
Haushaltbudget zu finanzieren ist. Ist die Waschmaschine defekt, oder
geht es um Malerarbeiten in den Kinderzimmern? Für solche kleinere
Arbeiten und periodischen Unterhalt gibt es meist keinen Bankkredit.
«Goldene
Regeln» beachten
Wenn Sie an ein grösseres Projekt denken, lohnt ein
Umbau- bzw. ein Renovationskredit der Bank. Dabei heisst es, Schritt für
Schritt richtig vorzugehen. Grundsätzlich gilt vor allem: Wenn Sie zum
Beispiel zu einer schon bestehenden Hypothek noch einmal 100 000 oder
200 000 Franken aufnehmen wollen, müssen die üblichen Standards für
Immobilienfinanzierungen eingehalten werden. Die «goldenen Regeln»
besagen: Belehnung: Die maximal zulässige Belehnung mit Fremdkapital ist
auf 80 Prozent begrenzt. Die neue Gesamthöhe der Hypothek darf diese
Schwelle nicht übersteigen (nach Umbau).
Tragbarkeit: Analog wie bei
der Erstfinanzierung gilt es auch bei einem Umbau, sich die
Tragbarkeitsregel in Erinnerung zu rufen. Die Bank ermittelt die
Gesamthöhe des Kredits und die sich daraus ergebenden Jahreskosten
(Zinsen, Amortisationen, Nebenkosten). Bekanntlich dürfen diese
kalkulierten Fixkosten nicht mehr als ein Drittel des Bruttoeinkommens
ausmachen. Dabei rechnen die Banken die Tragbarkeit sehr konservativ,
und zwar mit einem längerfristigen Durchschnittszins von 4,5 oder 5
Prozent.
Risiko Bauteuerung
Viele Leute vermuten mit gutem Grund, dass
ein grösserer Umbau eine Gleichung mit vielen Unbekannten sei. Wie viel
Zeit werden Planung, Vorbereitung und Umsetzung beanspruchen? Wie
zuverlässig sind Kostenschätzungen? Ist mit unangenehmen Überraschungen
zu rechnen – etwa mit Auslagen für Bewilligungsverfahren, Verzögerungen
und Einsprachen? Florian Schubiger, Finanzierungsexperte von der
VermögensPartner AG, sagt dazu: «Die meisten Banken wissen natürlich
bestens Bescheid, dass die Schlussabrechnung eines Umbaus selten eine
exakte Punktlandung ist». Damit deutet der Experte an, dass
Kostenschätzungen und Offerten von Unternehmern, Bauleitern,
Generalunternehmern und Architekten nicht absolut verbindlich sind.
Kostenabweichungen von zehn Prozent sind bei Offerten von Architekten
sogar üblich. Dann kommt es auch auf die vertraglichen Details an. Da
sich das Bauen und auch viele Baumaterialien in den letzten zwölf
Monaten stark verteuert haben, sind viele Unternehmer nicht ohne
weiteres bereit, Offerten zum garantierten Fixpreis zu unterbreiten.
Laut Schubiger ist es üblich, dass die Banken bei der Kreditzusage mit
Reserven kalkulieren. Im Minimum müsste eine Reserve von zehn Prozent
budgetiert werden, je nach Komplexität und je nach Tiefe eines baulichen
Eingriffs auch mehr. Die Kreditzusage einer Bank stützt sich meist auf
konkrete Kostenvorschläge, schriftliche Offerten und detaillierte
Projektpläne. Dabei versteht es sich von selbst, dass die Bauarbeiter
nicht schon ans Werk gehen sollten, bevor die Finanzierung gesichert
ist. Wie gross der finanzielle Spielraum bzw. die maximal mögliche
Kreditlimite ist, hängt auch vom Einkommen und Vermögen des
Antragstellers ab. In der Praxis kommt es durchaus vor, dass sich beide
Seiten zum Beispiel auf einen Umbaukredit in Höhe von 400 000 Franken
einigen. «Zugleich signalisiert dann die Bank zum Vornherein, welches
aufgrund der eingereichten und geprüften Unterlagen der höchstmögliche
Betrag ist», erläutert Experte Florian Schubiger.
Administrativer Ablauf
Früher
war es üblich, dass die Banken Bau- und Umbauvorhaben aller Art über
einen Baukredit finanziert haben. Dabei läuft im Wesentlichen der ganze
Zahlungsverkehr über die Bank – Zahlungen werden direkt vom
entsprechenden Baukreditkonto bei der Bank bezahlt. Doch diese
Dienstleistung hat ihren Preis. Die quartalweise verrechneten Zinsen
liegen deutlich höher als bei Hypotheken.
Florian Schubiger erläutert dies wie folgt: «Die konkrete Umsetzung
hängt stark von der Kredithöhe und ein Stück weit auch von den
Verhandlungen mit der Bank ab.» Nehmen wir ein Beispiel: Eine
Hauseigentümerin hat ihre Hypothek zügig amortisiert, und alles ist im
grünen Bereich. Sie stellt ein Kreditgesuch über 50 000 Franken für neue
Fenster und energetische Verbesserungen. Für diesen an sich klaren Fall
wäre es wohl einfacher und günstiger, direkt die Hypothek aufzustocken.
Dann genügt es meist, das Ganze zu erläutern und der Bank den
Kostenvoranschlag zu schicken. Wenn die Belehnung weniger Spielraum
lässt und es sich um ein grösseres Vorhaben handelt, werden viele Banken
nach wie vor zu einem Baukredit respektive einer Baufinanzierung
tendieren. Dann sind meist auch detaillierte Unterlagen wie
Kostenvoranschläge, Rechnungen, Planunterlagen et cetera vorzulegen.
Hypothek
konsolidieren
Ist die Bauphase abgeschlossen, werden die Banken den
Kredit in der Regel in eine längerfristige Hypothek umwandeln. Dazu
können sich die Kunden beraten lassen und aus einer grossen Fülle an
unterschiedlichen Hypothekarprodukten und Laufzeiten auswählen. Diese
Umwandlung in eine Hypothek heisst in der Fachsprache Konsolidierung.
Dabei muss sich der Kunde entscheiden, ob er sein Haus längerfristig und
sicherheitsorientiert finanzieren will (das heisst mit den populären
Festhypotheken). Wer mit Zinsschwankungen umgehen kann, interessiert
sich möglicherweise für die so genannten Saron-Hypotheken; anders als
bei fest verzinslichen Hypotheken ist der Zins bei diesem Modell
grundsätzlich variabel und folgt etwas vereinfacht gesagt dem
allgemeinen Leitzins in der Schweiz. Dieser zentrale Referenzzins war
nach 2015 über Jahre im negativen Bereich. Doch im Jahr 2022 ging die
Phase negativer Zinsen vorüber – Kredite und damit auch Hypotheken
«kosten» wieder etwas. Zinsprognosen sind bekanntlich ein schwieriges
Geschäft, und es besteht immer eine gewisse Unsicherheit, ob die Zinsen
steigen, oder ob sie bald wieder fallen könnten. «Meist lohnt sich eine
Strategie, die eine gewisse Flexibilität beinhaltet», sagt Giampiero
Brundia, Finanzierungsexperte beim Beratungsunternehmen Oxifina AG.
Gerade bei grösseren Beiträgen über mehrere Hundert Tausend Franken ist
es sinnvoll, dass jährlich eine Festhypothek ausläuft und neu unter Dach
und Fach gebracht werden kann. Hier gilt die an sich einleuchtende
Devise: So kann der Kunde periodisch profitieren, falls die Zinsen seit
dem letzten Abschluss einer Hypothekentranche gefallen sind. Umgekehrt
minimiert eine solche Diversifikation das Risiko, einen insgesamt sehr
hohen Kredit in einer Phase mit hohen Zinsen neu aushandeln zu müssen.
Wie
sind die Zinsaussichten?
Je nach Inflation, Konjunktur und Geldpolitik
in verschiedenen Ländern kann es immer in die eine oder andere Richtung
gehen. Eine Mehrheit von Fachleuten erwartet für das laufende Jahr
allerdings, dass die Leitzinsen und auch der allgemeine Trend weiter
nach oben gehen könnten. Manche Fachleute halten es dennoch nicht für
sinnvoll, jetzt aus Angst vor weiter steigenden Zinsen sehr lange
Kreditverträge mit zehn Jahren Laufzeit oder noch länger abzuschliessen.
Das Fazit von Experte Giampiero Brundia ist klar: «Wenn sich die
Inflationsraten in der Schweiz wieder einpendeln, könnten sich auch die
Zinsen nächstes Jahr stabilisieren und sogar wieder sinken.»
Alle Geldquellen ausschöpfen
Von Bankhypotheken abgesehen stehen in der Regel noch andere Finanzquellen zur Verfügung, insbesondere Vorsorgegelder (Pensionskasse und 3. Säule). Soweit es sich um wertvermehrende Investitionen an einem selbst genutzten Wohneigentum handelt, lässt sich Vorsorgeguthaben auch für Renovationen einsetzen. Am besten fragen Sie Ihre Pensionskasse bzw. Ihre Vorsorgeeinrichtung. Nicht zu vergessen sind die Fördermittel der öffentlichen Hand. Gerade im Bereich energetischer Sanierungen, Photovoltaik, Heizungsersatz etc. gibt es bewährte Fördermittel, die teils 10, 20 oder sogar 30 Prozent der Kosten abdecken.
Übersicht über die Förderprogramme: www.energiefranken.ch
Text: Jürg Zulliger
aus dem Magazin: Häuser moderniseren, Zeitschrift Nr. 1/2023