Schweizer Bauratgeber für Bauherren und Hausbesitzer

Neues Innenleben

Es war ein Glücksfall für die junge Familie, ein so grosses Haus mit Garten zu finden. Aussen wurde am Haus mit Baujahr 1979 praktisch nichts verändert, innen dafür umso mehr. Küche und Bad bieten jetzt den Komfort eines Neubaus.

Die früher dunkle Decke wurde weiss gestrichen, Der Raum wirkt nun heller und grosszügiger. Das Bild über dem Sofa setzt farbliche Akzente und ist von Caroline Weber gemalt.
Die früher dunkle Decke wurde weiss gestrichen, Der Raum wirkt nun heller und grosszügiger. Das Bild über dem Sofa setzt farbliche Akzente und ist von Caroline Weber gemalt.

So manche junge Schweizer Familie träumt vom freistehenden Eigenheim und stellt bald ernüchtert fest, dass es sehr, sehr schwierig ist, etwas Passendes zu finden. Besonders, wenn man gerne in einer bestimmten Region oder Gemeinde bleiben würde, wo die Kinder daheim sind und die Eltern in der Nähe. So ging es auch dieser jungen Familie. Gerade stellte sie sich darauf ein, mangels Alternativen das Elternhaus zu erweitern und zusammen mit den Eltern eine Drei-Generationen-Lösung zu verwirklichen, da ergab sich doch noch die Gelegenheit, ganz in der Nähe ein eigenes Haus zu erwerben. Der Besitzer war kürzlich verstorben, seine Erben verkaufsbereit. Dann ging alles sehr schnell. «Es war ein sehr emotionaler Entscheid», erklären die neuen Besitzer. «Bei der ersten Besichtigung sprangen unsere Kinder gleich froh herum, es hat einfach gepasst.» Den neuen Besitzern war klar, dass eine Renovation viel Arbeit mit sich bringen würde. Wie viel genau, war nicht abzuschätzen.

Viel zu tun
Bis zum Einzug dauerte es dann noch fast ein Jahr, denn es gab viel zu tun. Das Haus, Baujahr 1979, war sehr gepflegt und gut unterhalten, doch Raumaufteilung und Ausstattung von Küche und Bad entsprach dem Stil der späten 1970-er Jahre: Küche und Stube separat, für heutige Begriffe eng und düster, noch mit den geblümten Originalplättli an der Wand. Die eher kleine Stube wurde von einem ausladenden Cheminée dominiert, dunkle Holzdecken liessen die Räume niedrig wirken. Im Fotoalbum der Familie ist dieser Zustand gut dokumentiert. Gleichzeitig hatte das Haus unübersehbare Vorzüge: Eine tolle Lage in einem Einfamilienhausquartier, viel Umschwung und alle Wohnräume auf einer Ebene. Für die Familie, die vorher in einer Maisonnette auf mehreren Etagen gewohnt hatte, ein grosser Gewinn. «Früher hat man eben schon grosszügiger gebaut, nur schon das Entrée ist grösser als manches Kinderzimmer in neuen Wohnungen.» Die Raumaufteilung hingegen war alles andere als grosszügig. Weil sich die Familie eine grosse offene Küche wünschte, mussten einige Wände weg und auch ein kleines Gäste-WC zwischen Küche und Entrée fiel dem Umbau zum Opfer. Bei den damit verbundenen statischen Fragen und der Baueingabe war ein befreundeter Architekt behilflich. Der Auftrag für die Planung der neuen Küche ging an die Kreativschreinerei Wagner nach Brunnen. Nach dem ersten Gespräch überraschte Roland Wagner die Bauherren mit einer Handskizze. «Dieser erste Entwurf hat uns sofort überzeugt», erinnert sich die Bauherrin.

Die neue Küche ist das Herz des Hauses und wurde 2017 zur «Schönsten Küche der Schweiz» gewählt.
Die neue Küche ist das Herz des Hauses und wurde 2017 zur «Schönsten Küche der Schweiz» gewählt.

Schönste Küche der Schweiz
Und nicht nur sie: Mit dem schönen Projekt «Patricia White Chestnut» bewarb sich die Schreinerei beim Swiss Kitchen Award, dem Wettbewerb, der alle zwei Jahre vom Branchenverband Küche Schweiz durchgeführt wird, und holte den begehrten Titel «Schönste Küche der Schweiz» in der Kategorie Umbau. Die Trophäe, auch Küchen-Oscar der Schweiz genannt, steht heute auf dem schwebenden Sideboard aus Kastanienholz und erinnert an einen Tag voller Emotionen, die feierliche Preisverleihung am 14. November 2017.

Die neue Küche ist das Herz des Hauses. Von der Kochinsel hat man freie Sicht in den Raum und durchs Fenster bis in die Berge. Der Umluft-Dampfabzug der Marke Bora ist topmodern bündig in die Kochfläche integriert. Eine über Eck laufende Nische aus Kastanienholz bricht den massiven Korpus der Kochinsel. Das Element Holz taucht an der Rückwand der Küche wieder auf und zieht sich auch in die Stube. Hinter dem Esstisch wurde ein weiteres, fertig gekauftes Stauraummöbel vom Schreiner mit einer Platte aus demselben Kastanienholz bestückt. Ein durchdachtes Beleuchtungskonzept zaubert unterschiedliche Lichtstimmungen. Den Küchenboden zieren grossformatige Keramikplatten in Solnhofer Natursteinoptik, sie passen im Farbton gut zum Eichenparkett des Wohnraums. Hier musste abgesehen von der Trennwand auch ein massiges Cheminée weichen und die einst dunkle Decke ist jetzt strahlend weiss.

Behagliches Cheminée
Ein Cheminée stand nicht speziell auf der Wunschliste der Familie, in einem Neubau hätte man keines eingebaut. Doch weil der Kamin schon vorhanden war, integrierte man eine Feuerstelle in die Wand, mit zusätzlichen Schamottesteinen zur Wärmespeicherung. «Jetzt sind wir froh darum, es ist viel wert», ist der Kommentar nach dem ersten Winter. Geheizt wird das Haus mit Öl, wie von Anfang an. In der Küche wurde neu eine Bodenheizung eingebaut, in den übrigen Räumen arbeiten nach wie vor die Original-Radiatoren. Ganz und gar neu hingegen ist das Bad. Hier wurde wiederum umgebaut, eine alte Ankleide musste weichen, dafür entstand ein schön geräumiges Familienbad mit grosser Wanne, Walk-In-Dusche und Doppellavabo auf einem speziell entworfenen Waschtisch, ebenfalls ein Entwurf der Kreativschreinerei Wagner. Dieselben lebhaften, grossformatigen Keramikplatten in der Optik von Solnhofer Naturstein wie in der Küche setzen optisch Akzente und geben dem Bad einen eigenen Charme. In den Schlaf- und Kinderzimmern wurden Wände und Böden renoviert. Tapeten und Teppichböden mussten weg, In den Zimmern liegt neu ein pflegeleichter Laminatboden in Holzoptik.

Die neue Küche ist das Herz des Hauses und wurde 2017 zur «Schönsten Küche der Schweiz» gewählt.
Die neue Küche ist das Herz des Hauses und wurde 2017 zur «Schönsten Küche der Schweiz» gewählt.

Es hat sich gelohnt
Die Bausubstanz des Hauses war noch sehr gut, deshalb musste aussen fast nichts verändert werden. Der grobe Verputz der Aussenwände war intakt. Nur die Fensterläden hat der Hausherr persönlich neu gestrichen, im selben speziellen dunklen Rotbraun wie zuvor. «So bleibt der ursprüngliche Charakter erhalten.» Etwas vom ursprünglichen Charakter hat auch der Vorraum behalten. Kommode und Spiegel der Vorbesitzer sind geblieben und erinnern an die Geschichte des Hauses. Manches bleibt erhalten, anderes ist neu. Draussen im Garten werden auf neu angelegten Beeten Gemüse, Beeren und Kräuter kultiviert, unter dem Balkon türmt sich ein ganzes Arsenal von Kinderbaggern, -traktoren und sonstigem Spielgerät. In Eigenleistung wurde ein Teil des Rasens zum Sitzplatz gemacht, teils mit Platten, teils mit Kies belegt. Und auf der Wiese ist richtig viel Platz zum Spielen. Der alte Herr, der das Haus zuletzt allein bewohnt hatte, hätte seine Freude daran, genau solche Nachfolger hatte er sich gewünscht. Und die Bewohner freuen sich nach einer anstrengenden Umbau- und Umzugszeit darauf, Haus und Garten in vollen Zügen zu geniessen. «Es war eine intensive Zeit, manchmal kamen wir an unsere Grenzen. Aber es hat sich gelohnt.»

Architektur/Baueingaben
Heinzer b.u.i. AG
6430 Schwyz

Küche und Bad
Kreativschreinerei Wagner AG
6440 Brunnen

Kunst
Atelier Weber
Caroline Weber
Schweizer Künstlerin

Mehr Lebensraum im Freien: Anstelle des kaum genutzten Rasens entstand eine grosse Aussenterrasse.
Mehr Lebensraum im Freien: Anstelle des kaum genutzten Rasens entstand eine grosse Aussenterrasse.
Von aussen sieht man dem Gebäude die grossen Veränderungen nicht an.
Von aussen sieht man dem Gebäude die grossen Veränderungen nicht an.

Text: Christine Vollmer, Fotos: Stefan Küng
aus: Haus und Wohnen, Printausgabe 2019

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