Einbrecher gefährden die Sicherheit im Eigenheim. Ebenso wie Feuer und Rauch, Wasser und Gas. Mit intelligenter Technik lässt sich das Haus wirksam schützen.
Eine automatisierte Lichtschaltung sowie Fenster und Türen mit erhöhtem Einbruchschutz sorgen für mehr Sicherheit. Ego Kiefer
«Einbrecherinnen und Einbrecher sind nicht sehr risikofreudig. Sie
wollen unbemerkt und so schnell wie möglich ihren Einbruch durchführen.
Falls der Widerstand zu gross ist, also wenn Fenster und Türen gut
gesichert sind, geben sie in der Regel bereits nach wenigen Minuten
auf.» Dieser Einblick der Schweizer Kriminalprävention SKP in die
Perspektive eines Ganoven kann Bauherren und Hausbesitzern Mut machen.
Denn Täter wollen zwar möglichst reiche Beute machen, aber das mit
möglichst wenig Aufwand. Fenster und Türen sind dabei die ersten
Anlaufstellen. «Die meisten Einbrüche werden mit einfachen Werkzeugen
wie Schraubenzieher oder Stemmeisen verübt, die in jede Jackentasche
passen. Man erkennt Einbrecherinnen und Einbrecher deshalb auch nicht am
sperrigen Werkzeug, das sie mit sich herumtragen.»
Einbrüche vor allem bei Tag
Den
Rat, Fenster und Türen gut zu sichern, scheinen immer mehr
Eigenheimbesitzer zu beherzigen. Denn seit 2012 weist die polizeiliche
Kriminalstatistik der Schweiz jedes Jahr rückläufige Zahlen bei
Einbruchsversuchen auf. Dennoch waren auch 2021 wieder 9431 Fälle von
Einbruchdiebstahl in Mehrfamilienhäusern und 3864 Fälle in
Einfamilienhäusern zu verzeichnen. Zudem verharrt die Aufklärungsrate
auf sehr niedrigem Niveau. Entgegen der landläufigen Meinung passieren
Einbrüche nicht nur bei Nacht, ein erheblicher Teil der Delikte
geschieht bei Tag. Dann sind die meisten bei der Arbeit oder anderweitig
unterwegs. Die Gelegenheit für Einbrecher, die Begegnungen mit
Bewohnern aus dem Weg gehen wollen.
Um das eigene Haus zu
schützen, empfiehlt sich ein mehrstufiges Konzept. Die erste Stufe
besteht aus einem intakten sozialen Umfeld. Besonders in Ferienzeiten
ist es von grossem Vorteil, wenn die Nachbarn bei eigener Abwesenheit
immer mal einen Blick auf Haus und Garten werfen. Und auf den
Briefkasten: Denn wenn dieser überquillt mit Post und Zeitungen, ist das
geradezu eine Einladung für Einbrecher. Ein grosses Problem in diesem
Zusammenhang ist die Allgegenwärtigkeit der sogenannten «sozialen
Medien»: Gepostete Urlaubsfotos verraten Abwesenheiten.
Fenster und Türen verriegeln
Die
zweite Stufe der Sicherheitsstrategie sind mechanische
Sicherungsmassnahmen. Extrem wichtig ist ein erhöhter Schutz von
Haustüren und Fenstern durch Mehrfachverriegelung (Pilzkopfzapfen),
Zusatzriegel, Gitter etc. Natürlich hilft das nur dann, wenn Fenster
oder Fenstertüren bei Abwesenheit niemals gekippt sind und Haustüren
grundsätzlich abgeschlossen werden. Auch gern vernachlässigte Nebentüren
wie zum Beispiel die Keller- oder Terrassentüren sollten so
ausgestattet sein, dass sie Tätern den Zugang zum Haus so schwer wie
möglich machen. Fensterscheiben können aus Verbundsicherheitsglas
bestehen oder mit einer Spezialfolie geschützt werden. Diese hält das
Glas einer zu Bruch gegangenen Fensterscheibe zusammen und verhindert so
den Zugriff auf den Fensterbeschlag. Unabhängig von der Glasart sollten
Fenster- und Glastürgriffe grundsätzlich abschliessbar sein.
Sicherheitsexperten raten Bauherren, Produkte der Widerstandsklasse 2
oder sogar 3 einbauen zu lassen (RC2 oder RC3, die Abkürzung steht für
Resistance Class). RC 2 bedeutet, dass ein Gelegenheitseinbrecher mit
einfachem Werkzeug mindestens drei Minuten braucht, um in das Objekt
einzudringen, bei RC3 sind es fünf Minuten unter Einsatz von massiverem
Werkzeug.
Auch für grössere Häuser geeignet: Sicherheitspaket mit Basisstation, Bruchsensoren für Tür und Fenster, Bewegungserkennungssensor, Alarmsirene und Überwachungskamera für innen. Gigaset
Fenster der Sicherheitsklasse RC 2 bieten optimalen Schutz dank Mehrfachverriegelung mit Pilzkopfzapfen, abschliessbarem Griff, Stulpverschluss bei zweiflügeligen Fenstern sowie Verbundsicherheitsglas. Ego Kiefer
Hilfreiche Elektronik
Die dritte Stufe im
Sicherheitskonzept schliesslich besteht in elektronischen
Sicherheitsprodukten und -systemen. Hierzu zählen Bewegungsmelder,
Licht, eine Video-Türsprechanlage oder Alarmanlagen. Sinn dieser Helfer
ist es, dem Einbrecher die Gelegenheit zu nehmen, unentdeckt sein Werk
zu verrichten. Der Aussenbereich kann nachts dauerhaft beleuchtet
werden, oder aber ein Bewegungsmelder aktiviert bei Bedarf eine oder
mehrere Leuchten. Licht ist auch im Innern (Inneren) des Hauses wichtig.
Per Zeitschaltuhr lässt sich die Beleuchtung in der Wohnung so
programmieren, dass verschiedene Lichtquellen jeden Tag zu einem anderen
Zeitpunkt an- und ausgehen. Das ist besonders wichtig in Urlaubszeiten,
damit das Haus trotz Abwesenheit bewohnt aussieht.
Auch die
Hauseingänge sollten gut ausgeleuchtet sein. Mit einer
Video-Türsprechanlage kann man zudem an der Innenstation prüfen, wer da
geklingelt hat. Ein Speicher ermöglicht es dem Hausbesitzer zudem, auch
nachträglich noch festzustellen, wer wann an der Tür war. Videokameras
am und rund ums Haus ergänzen das Sicherheitsangebot, indem sie die
Personen erfassen, die sich im Aussenbereich aufhalten. Dabei sind
jedoch strenge datenschutzrechtliche Bestimmungen einzuhalten (siehe
Infobox).
Zugang ohne Schlüssel
Was die
Haustür betrifft, werden schlüssellose Zugangstechniken zunehmend
populär. Spezielle Sensoren und Scanner erkennen am Fingerabdruck, ob
eine Person zugangsberechtigt ist oder nicht. Wenn ja, öffnet das
motorgetriebene Schloss die Tür, andernfalls nicht. Auch
Zahlencodeschlösser oder Schlösser, die auf das Funksignals eines
Transponders reagieren, sind heutzutage gebräuchlich. Der Vorteil
gegenüber Schlüsseln: Diese Zugangsausstattungen können jederzeit
umprogrammiert werden, zum Beispiel wenn ein Transponder verloren geht.
Ausserdem verriegelt ein mechatronisches Türschloss grundsätzlich die
Tür, wenn sie zugezogen wird.
Dank cleverer Sensoren und mit Hilfe einer App können Bewohner jederzeit auf dem Smartphone überprüfen, ob die Haustür verriegelt ist. Somfy
Fingerprint-Technologie ermöglicht den komfortablen Hauszutritt per Fingerabdruck, natürlich nur dem definierten Personenkreis. Ekey
Dringt der Ganove trotz aller Schutzmassnahmen ins Haus ein, kommt die Alarmanlage zum Einsatz. Diese löst einen lauten oder stillen Alarm aus, wenn Bruchsensoren an Türen und Fenstern Gewalteinwirkung melden. Eine Alarmsirene schreckt den Täter auf, sodass er den Einbruchsversuch voraussichtlich abbrechen wird. Eine lautlose Alarmweiterleitung an einen Sicherheitsdienst hilft oft, den Einbrecher zu schnappen. Ein stiller oder lauter Alarm kann auch durch scharf gestellte Präsenzmelder oder Videokameras im Inneren ausgelöst werden. Zusätzlich lässt sich die Hausbeleuchtung aktivieren, um Einbrecher zur schnellen Flucht zu veranlassen.
An Fenstern bieten Rollläden einen guten Schutz gegen gewaltsamen Zugang. Vor allem wenn diese automatisch hoch- und runterfahren. Denn der Antrieb ermöglicht nicht nur eine komfortable Bedienung per Schalter oder Fernbedienung, er schützt gleichzeitig vor dem Hochschieben des Rollladens. Das gilt auch für Garagentore mit Antrieb. Hier wiederum gibt es zahlreiche Bedienungsvarianten von manuell bis automatisch. Diese reichen vom einfachen Wandtaster über Handsender bis hin zu programmierbaren Systemen, zum Beispiel Zeitschaltuhr mit Urlaubsfunktion.
Alle Funktionen vernetzen
Wer alle elektronischen Sicherheitsmassnahmen vernetzen und komfortabel steuern möchte, ist mit einem Smart-Home-System gut bedient. So eine Hausautomation vereinfacht die Handhabung, denn der Hausbesitzer hat immer nur mit einem Gerät (Smartphone oder Tablet) und einer Bedienoberfläche zu tun. Dann können – in Abhängigkeit von Tageszeit und Wetter – verschiedene Funktionen per App miteinander verknüpft werden, etwa Rollladen runter und gleichzeitig Licht an. Erst mit einer intelligenten Steuerung arbeiten alle Sicherheitskomponenten Hand in Hand. Auch lässt sich auf diese Weise die Energieeffizienz und der Komfort eines Gebäudes optimieren. Denn viele Hausautomationen können jederzeit erweitert werden, sodass auch zum Beispiel die Heizung oder das Home Entertainment mit dem System verbunden sind.
Vorteil von vernetzten Smart-Home-Systemen, die mit dem Internet verbunden sind: Der Hausbesitzer hat auch von unterwegs Zugriff auf alle Komponenten und Funktionen. So kann ein Klingeln an der Haustür per Smartphone, Tablet oder Smartwatch beantwortet werden, ohne dass die vor der Tür stehende Person das bemerkt, dass gar niemand zu Hause ist. Auch haben Hausbewohner stets Zugriff auf die Aussen- und Innenkameras und können so nachschauen, ob zu Hause alles in Ordnung ist. Wird die Alarmanlage ausgelöst, erhält der Hausbesitzer eine Benachrichtigung per SMS und kann auch von unterwegs geeignete Massnahmen veranlassen.
Es gibt also viele Hindernisse, die ein Hausbesitzer Ganoven in den Weg stellen kann. Jedes einzelne kann zwar überwunden werden. Aber nach dem dritten oder vierten gibt der Täter vielleicht entnervt auf und wendet lieber einem anderen Objekt mit leichterem Zugang zu. Übrigens: Sollten Sie ein E-Bike besitzen, dann passen Sie darauf besonders auf. Im Jahr 2021 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 8919 E-Bikes gestohlen – 47 Prozent mehr als im Jahr zuvor!
Mit einer Video-Tür-Sprechanlage lässt sich bequem überprüfen, welche gefährlichen Raubtiere Einlass begehren. Siedle
Spezielle Wassersensoren schlagen Alarm, wenn sie ungewöhnlichen Wasseraustritt registrieren. Hansgrohe
Text: Joachim Hoffmann
Das Einfamilienhaus, Heft Nr. 5/2022