Intelligente Beleuchtung im Aussenbereich sorgt für Wohlfühlatmosphäre, Komfort und Sicherheit. Die Auswahl an Lösungen reicht von der einfachen Glühbirne bis hin zur Vollautomatisierung.
Mit Strahlern an der Wand und unterhalb von Büschen und Bäumen lässt sich der Aussenbereich effektvoll illuminieren.
Gut ausgeleuchtete Zonen erhöhen die Sicherheit von Bewohnern und Besuchern, in diesem Fall von Kindern und Nichtschwimmern.
Pollerleuchten für die Treppe, Wandstrahler am Hauseingang: So werden Stolperfallen vermieden.
Es ist Abend. Im Haus ist es gemütlich warm. Der Garten ist frisch eingeschneit, aber von der winterlichen Pracht ist von innen nicht allzu viel zu sehen. Gut, dass das geändert werden kann: App auf dem Smartphone aktiviert, Gartenbeleuchtung auf «Ein» stellen, und schon erstrahlt das Weiss in herrlichem Glanz. Ein halbes Jahr später: Einige Gäste tummeln sich während der Grillparty im Garten, die gute Ausleuchtung mit warmweissem Licht sorgt für ein stimmungsvolles Ambiente. Die Gastgeber möchten zur Begrüssung ein paar Worte sprechen. Statt mit einem Löffel gegen ein Glas zu klopfen, aktivieren sie wiederum die App und stellen die gesamte Beleuchtung auf verschiedene Farben um. In die staunende Stille hinein eröffnen die Gastgeber sodann «offiziell» ihr Fest.
LED-Leuchtmittel
Zwei Entwicklungen machen Szenarien wie diese möglich: Der Durchbruch von intelligenten Leuchtmitteln auf LED-Basis und Apps für die smarte Steuerung. Je nach Anspruch und Budget gibt es für die Aussenbeleuchtung kleine und grosse Lösungen. Das beginnt bei der einfachen LED-Lichterkette, die zum Beispiel über die Terrassensteckdose mit Strom versorgt wird und vielleicht noch verschiedene Lichtfarben und eine Timerfunktion bietet. Und es geht weiter bis zur komplett durchgeplanten und -installierten Haus-/Garten-/Garagen-Beleuchtung, die sogar von unterwegs per App programmiert und gesteuert werden kann. Auch die Bedienung über Sprachbefehl ist möglich.
Fernsteuerung per App
Der Einsatz von Licht im Freien ist etwas aufwendiger als für den Innenbereich, da die Beleuchtung Wind und Wetter standhalten muss (siehe Box Planung) und den Nutzern keine Stromschläge verabreichen soll. Die Schnupperlösung mit der LED-Lichterkette macht zwar Spass, bietet aber nur einen eingeschränkten Funktionsumfang. Für einen grösseren Bereich und mit mehr Funktionen gibt es Lichtsteuerungen, bei denen mit einer Fernsteuerung oder per App mit dem Smartphone verschiedene Leuchten oder Lichtbänder ein- oder ausgeschaltet, gedimmt oder auf andere Farben umgestellt werden. Meist basieren diese Steuerungen auf dem Funkstandard Bluetooth. Vorteil: Die Einrichtung geht einfach und die Technik ist relativ preisgünstig. Von Nachteil ist die begrenzte Reichweite. Die Gartenbeleuchtung von unterwegs aktivieren, das geht mit Bluetooth nicht.
Anwesenheit simulieren
Wer über Helligkeit und Farben hinaus auch Lichtszenen für bestimmte Situationen (zum Beispiel Nacht, Sicherheit, Party) erstellen will, der benötigt ein Lichtsystem mit einer Steuerzentrale, auch «Bridge» genannt. Ein solches System ermöglicht es dem Hausbesitzer auch, während der Urlaubszeit oder einer Geschäftsreise seine Anwesenheit vorzutäuschen, indem entsprechend programmierte Lampen zu unterschiedlichen Zeiten an- und ausgehen. Manche Hersteller bedienen mehrere Ebenen smarter Lichtsteuerung. So hat Signify sein etabliertes System Philips Hue um eine Bluetooth-Variante ergänzt: Die sonst erforderliche Bridge als Steuerzentrale wird nicht benötigt, stattdessen reicht die Bluetooth-App auf dem Smartphone. Wer über die kleinere Bluetooth-Variante auf den Geschmack gekommen ist, kann die Bridge aber jederzeit nachrüsten und sich so die weiteren Möglichkeiten der Lichtgestaltung erschliessen. Beim Lichtsystem Philips Hue wie bei einigen anderen auch arbeitet die Bridge mit dem Funkstandard Zigbee. Dieser eröffnet wiederum weitere Möglichkeiten, denn zahlreiche Smart-Home-Systeme, zum Beispiel von Somfy oder Devolo, nutzen ebenfalls diesen Funkstandard oder sind damit kompatibel. So lässt sich die Bedienung des Lichts in eine Hausautomation integrieren.
Smarte Gesamtlösungen
Die Einbindung von Lichtfunktionen in ein Smart-Home-System stellt die oberste Stufe der Möglichkeiten dar. Die Lichtsteuerung ist hier Teil der umfassenden Bedienung von Gebäudefunktionen mittels smarter Technik. Features wie Rollläden, Heizung, Überwachungskameras, Video-Türsprechanlage oder Rauchmelder lassen sich verknüpfen und aufeinander abstimmen. So lässt sich zum Beispiel programmieren, dass im Falle eines Rauchalarms alle Leuchten innen und aussen angehen und die Rollläden hochfahren, um die Fluchtwege zu sichern bzw. freizuhalten und im Freien die Orientierung zu erleichtern. Über Lichtsensoren, Bewegungsmelder oder Schalter können ausgewählte Leuchten oder Lichtszenen ein- und ausgeschaltet oder gedimmt werden. Einstellungen können umprogrammiert werden, was eine hohe Flexibilität ermöglicht, etwa wenn sich die Gartennutzung ändert, zum Beispiel durch die Anlage eines Teiches oder Pools. Raffiniert ist auch die Lichtsteuerung durch den Einsatz von Bewegungsmeldern. Eine so automatisierte Beleuchtung erhöht die Sicherheit, weil Unbefugte sich nicht unbemerkt dem Haus nähern können. Es gibt auch Überwachungskameras, die einen Bewegungsmelder und eine Leuchte bereits integriert haben und bei Bewegung aktiv werden. Die Melder sorgen auch dafür, dass die Beleuchtung nicht länger eingeschaltet bleibt als unbedingt notwendig. So lässt sich der Energieverbrauch reduzieren. Somit bietet sich für Bauherren und Hausbesitzer je nach Vorliebe und Budget eine grosse Bandbreite an Möglichkeiten, durch smarte Lichtsteuerung den Aussenbereich (und natürlich auch das Hausinnere) komfortabler, energieeffizienter und sicherer zu machen.
Die Kombination von dimmbaren Wandstrahlern und Bodenlichtleisten, verbunden mit Farbwechseln, ergibt eine äusserst stimmungsvolle Szenerie.
Dimmbares LED-Licht in individuell steuerbaren Farben ist hier elegant in die Markise integriert.
Gute Planung für mehr Lichterspass
Am besten planen Bauherren die Aussenbeleuchtung mit einem Elektroexperten, der sich dann auch um die Installation und wenn nötig die Programmierung kümmert. Bei anspruchsvolleren Lösungen ist von Eigeninstallation aus Sicherheitsgründen (Kurzschluss- bzw. Stromschlaggefahr) abzuraten. Im Vorfeld sollten Bauherren klären, welchem Zweck die Aussenbeleuchtung dienen soll.
Ambiente, Wohlgefühl, Inszenierung
Pollerleuchten, Strahler, Lichterketten und Lichtkugeln rücken die Hausfassade, die Terrasse, Büsche, Bäume, den Rasen oder den Pool ins rechte Licht.
Wegsicherheit
Die Beleuchtung des Hauszugangs vermeidet Stolperfallen und dient somit der Gesundheit von Bewohnern und Besuchern. Die gute Ausleuchtung problematischer Zonen bannt potenzielle Gefahren, wie sie zum Beispiel ein Pool für Kinder/Nichtschwimmer darstellen kann.
Einbruchsicherheit
Bewegungsmelder, die eine Schockbeleuchtung aktivieren, Lichtwechsel auch bei Abwesenheit (innen/aussen) oder eine gezielte Fassadenbeleuchtung erschweren Langfingern das Handwerk.
Bei grösseren Grundstücken in Randlage mit viel Bewuchs empfiehlt es sich, alle drei Aspekte bei der Planung zu berücksichtigen.
Individuelle Gartengestaltung mit Beleuchtung, Sichtschutz und Hochbeet aus einer Hand.
Ästhetik, Sicherheit vor Unfall und Einbruch, Komfort – all das lässt sich mit smarter Lichtinstallation erreichen.
Lichtverschmutzung vermeiden
Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat aktuell einen Leitfaden «Empfehlungen zur Vermeidung von Lichtemissionen» veröffentlicht. Ziel des Ratgebers ist es, die Sensibilität gegenüber der «Lichtverschmutzung» zu erhöhen. Künstliche Lichtemissionen haben sich in der Schweiz laut BAFU in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt. Dadurch werde die natürlich dunkle Nachtlandschaft auf immer kleinere Bereiche zurückgedrängt. «Der Lebensraum von nachtaktiven Tieren kann zerschnitten, ihr Aktionsradius eingeschränkt und das Nahrungsangebot reduziert werden.»
Aber auch viele Menschen fühlen sich durch zu grelles Licht beeinträchtigt. Um Klagen seitens der Nachbarn zu vermeiden, sollten Sie es also mit der Aussenbeleuchtung nicht übertreiben. Die Autoren der Broschüre raten zu einem massvollen Umgang mit Zierbeleuchtung und verweisen auf ein Urteil des Bundesgerichts zu einem Streitfall in der Aargauer Gemeinde Möhlin. Weil Nachbarn sich durch eine grelle Dauerbeleuchtung gestört fühlten, hatten sie dagegen geklagt. Das Bundesgericht wog die Belange des Umweltschutzgesetzes gegen den Schutzbereich der Eigentumsgarantie auf und ordnete als Kompromiss eine Abschaltung der Ganzjahres-Zierbeleuchtung von 22 Uhr bis 6 Uhr an. Die Weihnachtsbeleuchtung, die von vielen Menschen nicht als störend empfunden, sondern als festlicher Brauch geschätzt wird, darf jedoch während der Advents- und Weihnachtszeit (1. Advent bis 6. Januar) länger brennen, und zwar bis ein Uhr morgens.
Text: Joachim Hoffmann
aus: Das Einfamilienhaus, Ausgabe 1/2022