Schweizer Bauratgeber für Bauherren und Hausbesitzer

Tageslicht und Nachverdichtung

Nachverdichtung ist in vielen Städten die einzige Möglichkeit, der ständig steigenden Wohnungsnot zu begegnen. Wo sehr dicht gebaut wird, leidet die Wohnqualität – dies ist besonders hinsichtlich der Tageslichtversorgung eine Frage der Planung.

Einfach zu handhabende Tools unter www.citylux.de helfen, in einem frühen Stadium der Planung Belichtungssituationen zu bewerten.
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Da der Platz begrenzt ist, werden Baulücken gefüllt, ehemalige Grünflächen oder Innenhöfe bebaut, Bestandsbauten mit weiteren Geschossen aufgestockt. Das Konzept der verdichteten Stadt steht jedoch im Widerspruch zu modernen Wohnbedürfnissen, denn auch in den Innenstädten wünschen sich die Bewohner lichtdurchflutete Innenräume und ein Wohnumfeld mit viel Grün und Sonnenlicht. Ausschlaggebend für die Tageslichtqualität in den Wohnungen ist neben der Sonneneinstrahlung auf die Fassade vor allem die Raumtiefe. Die Steigerung der Gebäudetiefe ist jedoch ein gängiges Mittel zum Erreichen höherer baulicher Dichten.

Auch die Abstände zwischen den Baukörpern haben einen grossen Einfluss auf die Tageslichtversorgung der Innenräume. Je nach Gebäudetyp spielt nicht nur der Abstand zum Nachbargebäude eine Rolle, bei grösseren Wohnkomplexen kann sogar die Selbstverschattung durch Gebäudeteile zum Problem werden.

Wieviel Tageslicht braucht der Mensch
Wie weit kann ein Quartier verdichtet werden, ohne bei der Tageslichtqualität unzumutbare Abstriche zu machen? Welchen Einfluss haben Gebäudehöhe, Gebäudetiefe, Abstände, Orientierung auf die Tageslichtausbeute? Wieviel Tageslicht braucht der Mensch, um gesund zu sein? Diesen und anderen Fragestellungen widmete sich ein interdisziplinäres Forschungsteam unter der Leitung des Instituts für Wohnen und Entwerfen an der Universität Stuttgart. Das Ziel war es, herauszufinden, ob bei gleicher Dichte eine höhere Lichtausbeute möglich ist, zum Beispiel durch eine andere Anordnung der Baukörper. Dafür wurden verschiedene Siedlungsformen untersucht und die Ergebnisse in einer Datenbank gesammelt. Gleichzeitig ging es den Forschern darum, Stadtplanern und Architekten die Zusammenhänge zwischen Sonneneinstrahlung und Gebäudegeometrie im Quartiersmassstab verständlich zu machen. Denn nur wer dies versteht, wird den Tageslichtaspekt frühzeitig in den Planungsprozess integrieren. Entscheidend ist auch, dass im Planungsrecht zu den bisherigen Parametern Gebäudehöhe und Gebäudeabstand die Parameter Gebäudetiefe und Orientierung hinzukommen müssen, da beide einen massgeblichen Einfluss auf die Tageslichtausbeute im Innenraum haben.

Einfaches Planungstool
Der dritte Aspekt des Forschungsprojekts mit dem Namen «LUX _ Licht, natürliche Ressource für Stadt und Gebäude» ist die Entwicklung eines einfach zu handhabenden Planungstools, mit dem der entwerfende Architekt oder Stadtplaner noch vor Hinzuziehen eines Fachplaners energetische Parameter setzen kann und lernt, die Konsequenzen seiner Planungen in Bezug auf Tageslichtausbeute und Sonneneinstrahlung früh einzuschätzen. Die Arbeit mit dem Tool wird dann interessant, wenn es sehr früh im Planungsprozess eingesetzt wird, um die Belichtungssituation im Quartier zu bewerten – noch bevor die Baukörper und Volumen feststehen. Das wäre dann für Städte bei der Erstellung von Bebauungsplänen und für Entwerfer gleichermassen nützlich.

Mehr Informationen zu dem Forschungsprojekt: www.citylux.de

Einfach zu handhabende Tools unter www.citylux.de helfen, in einem frühen Stadium derPlanung Belichtungssituationen zu bewerten.

Ein gedrucktes Exemplar der «come-inn» kann kostenfrei über die Saint-Gobain Website de.saint-gobain-building-glass.com/de/tageslicht
bestellt werden. Auch ein PDF zum Download steht unter diesem Link bereit.

Text: Inga Schaefer
aus: Häuser modernisieren, Ausgabe 4/2020

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